Oberbürgermeister Frank Dehmer hat am Samstag, den 23.11.2024, bei einer Klausurtagung des Gemeinderats der Stadt Geislingen an der Steige die anwesenden Gemeinderatsmitglieder und Fachbereichsleitungen darüber informiert, dass er kommende Woche die Entlassung aus seinem Amt zum 30.06.2025 beantragen wird.
Er begründete ausführlich was ihn zu diesem Schritt bewogen hat, der keinesfalls ein Schnellschuss ist und von ihm wohlüberlegt gegangen wird. Es ist ihm alles andere als leichtgefallen sich dafür zu entscheiden, da er in den vergangenen über 10 Jahren stets eine sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus gepflegt hat. Dass sich in diesen Jahren viele Herausforderungen gestellt haben, die in der Regel nicht so geballt über eine Stadt hereinbrechen, war mit diesem Team – auch wenn sich hier immer wieder Veränderungen ergeben haben – und dem sehr guten Zusammenhalt zu meistern. Gerade das hat den jetzigen Schritt so schwergemacht. Beispiele für diese Herausforderungen sind unter anderem der notwendige Nachtrags-Haushalt (2014), eine Haushaltssperre (2016) oder die umfangreiche Haushaltskonsolidierung 2020 gewesen. Immer wieder Steuereinbrüche in Millionenhöhe, die weggesteckt werden mussten hatten dazu geführt. Die Flüchtlingskrise 2015/2016 und die damit verbundene zeitweise Sperrung der Wölkhalle, Probleme und Diskussionen rund ums Michelberggymnasium und der Beschluss des Kreistags zur Schließung der Helfensteinklinik waren ebenfalls außerordentliche Herausforderungen, die es zu meistern galt, wie - in der jüngeren Geschichte unseres Landes wohl einmalige - Aufgabenstellungen rund um die Corona-Pandemie oder die Energiemangellage aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Nebenbei waren über die Jahre fast alle Fachbereichsleitungen – vorwiegend durch Eintritt in den Ruhestand langjähriger, erfahrener Mitarbeiter*innen – neu besetzt worden. Teilweise mit entsprechenden Vakanzen auf den Positionen.
All das zehrt natürlich an jemandem, der diese Aufgabe nicht zur Verwirklichung eines persönlichen Lebenstraums, sondern für seine Heimatstadt übernommen und sich mit ganzem Herzen dafür eingesetzt hat.
Es zehrt allerdings noch mehr und schmerzt auch, wenn man das Gefühl hat, dass das Umfeld teilweise eine andere Wahrnehmung hat. In den vergangenen Jahren war immer wieder zu spüren, dass der Gemeinderat in Teilen nicht gesehen hat oder sehen wollte, wie Verwaltung und Bürgermeister sich hier engagieren immer mit dem Ziel das Beste für die Stadt zu erreichen. Selbst Vorwürfe man würde das Gremium nicht ausreichend informieren oder gar hinters Licht führen wollen, wurden – auch immer wieder öffentlich und über und durch die Presse - in den Raum gestellt.
Große Herausforderungen sind in so einer Konstellation kaum zu meistern und in der Zukunft gibt es hier einige dieser Aufgaben, die jetzt schon erkennbar sind: Wärmewende, Energiewende, Ganztagsausbau an den Grundschulen aufgrund des kommenden Rechtsanspruchs, die Umsetzung der Zusammenlegung der Gymnasien oder auch die Mitgestaltung des Areals der früheren Helfensteinklinik sind hier nur einige der Themen - und wer weiß, was noch kommt und heute noch gar nicht bekannt ist.
Dehmer – als Oberbürgermeister kraft seines Amtes Leiter der Verwaltung und Vorsitzender des Gemeinderats – sieht mit ihm an dieser Nahtstelle absehbar keine Möglichkeit, wie die Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Verwaltung hier wieder mehr im Sinne von „wir packen das gemeinsam an und schaffen es gemeinsam“ aussehen könnte. Dies hat er nach langen Überlegungen und den Erfahrungen der letzten Jahre für sich so erkannt und zieht nun die Konsequenzen daraus. Wohlgemerkt – und das ist ihm wichtig zu betonen – ist es natürlich nicht das ganze Gremium, aber eben einige Mitglieder, die sich nach der Neubesetzung des Gremiums noch mehr in den Vordergrund drängen.
„Ich hoffe, dass sich durch diesen Neuanfang wieder eine Zusammenarbeit und Stimmung entwickeln lässt, die dazu führt, dass für unsere Stadt, meine Heimatstadt, auch die zukünftigen Herausforderungen gut gemeistert werden können.“ sagt Dehmer und sieht diesen Weg als Chance für die Stadt. Erfolge gemeinsam feiern und bei Schwierigkeiten oder Dingen, die von (Teilen) der Öffentlichkeit nicht nur gelobt werden, nicht immer gleich auf Bürgermeister und Verwaltung zeigen – so sollte der Weg gegangen werden.